Schlacht um Weißenburg
Bombenkrieg

5. Königlich Bayerisches Infanterie-Regiments bei der Schlacht von Weißenburg | Foto: wikimedia commons
2Bilder
  • 5. Königlich Bayerisches Infanterie-Regiments bei der Schlacht von Weißenburg
  • Foto: wikimedia commons
  • hochgeladen von Roland Kohls

Wissembourg. Am 4. August 1870 um 8.15 Uhr begann die erste Schlacht des Deutsch-Französischen-Kriegs um Weißenburg. Fast 3.000 Opfer forderte die Schlacht, die militärisch unnötig, aber ein großer Propaganda-Sieg war.

Kanonenkugeln fliegen durch die Stadt, Brandraketen zünden Häuser an, Häuser stürzen zusammen. „Die 18-jährige Tochter des Gerichtsschreibers Schnabel will mit ihrem jungen Bruder in den Keller flüchten; ein Granatsplitter reißt ihr den Unterleib auf; ihrem Bruder wird ein Finger abgerissen. Das Haus Meyer geht in Flammen auf“, beschreibt Capitaine Lauwereyns die Situation in Weißenburg während des deutschen Angriffs auf die Stadt am 4. August 1870. Der französische Soldat wird von Kurt Baumann in dem Buch „1870 Diesseits und jenseits der Grenze“ zitiert.

Franzosen wurden von Angriff überrascht

Um 8.15 Uhr begann die Schlacht bei Weißenburg mit der Eröffnung des Artilleriefeuers der 4. bayerischen Division auf die Stadt. Erst am Vorabend war dort das zweite Bataillon des 74. französischen Linien-Regiments eingetroffen. Aber für die Franzosen kam der Angriff völlig überraschend. Noch beim ersten Kanonendonner glaubte der befehlshabende französische General Abel Douay, es handele sich um feindliche Aufklärung und nicht um einen ernsthaften Angriff. Derweil wurde eine zweite Batterie Geschütze in den Weinbergen südlich von Schweigen von den Bayern in Stellung gebracht. Bald wurden sie ergänzt von 30 preußische Kanonen am Windhof, die ihre Granaten auf Weißenburg und französische Batterien am Bahnhof schossen.
Die Stadt war zwar keine Festung mehr, aber Wälle und sumpfige Wassergräben erschwerten eine Einnahme durch Infanteristen. Nur drei Tore führten in die Stadt: das Hagenauer Tor im Süden und das Landauer Tor im Osten waren mit Zugbrücken gesichert, das Bitcher Tor im Westen war nur ein Einschnitt in den Wall. Das zweite Bayerische Korps rückte von Schweigen aus auf die Stadt vor. Doch die Angriffsversuche der Bayern scheiterten, so dass sie gegenüber des Bitscher und des Landauer Tors in Stellung gingen. Über Steinfeld und Schleihtal kam von Osten das V. preußische Korps zur Hilfe. Doch zwischen Altenstadt und Weißenburg hatten sich sogenannte Turkos verschanzt, Soldaten aus den nordafrikanischen Kolonien Frankreichs. Dreimal wurden die Preußen von den Turkos zurückgeschlagen. Erst das Artilleriefeuer von Süden vertrieb die französischen Soldaten. Doch auf der Pappelallee nach Weißenburg haben sich die versprengten Turkos hinter eine zwei Meter hohe Mauer gerettet, von wo sie die angreifenden Preußen beschossen. Unter hohen Verlusten kämpfen sich die Preußen Schritt für Schritt weiter zum Bahnhof, wo sich ein weiteres französisches Bataillon verschanzt hatte. Erst gegen Mittag, als General Maurice Pellé vom Tod des Generals Douay erfährt, ziehen sich die Turkos zurück. Nach der Schlacht ist die Straße um den Bahnhof mit Leichen bedeckt, so Baumann.

Übergabe der Stadt Weißenburg

Die Einnahme des Bahnhofs machte einen Rückzug unmöglich. Doch der erwartete Rückzugsbefehl erreichte den Kommandanten nicht, weil der überbringende Soldat getötet wurde. So wehrte sich die Stadt und hielt die Angreifer auf Abstand, bis die Preußen zwei Geschütze nahe an das Landauer Tor heranrückten und einen Pfeiler trafen. Dann gelang es bayerischen Jägern mit ein paar Axthieben, die Zugbrücke zu Fall zu bringen, und bayerische und preußische Bataillone drangen in die Stadt ein. Auch das Hagenauer Tor fiel, weil die Torwachen keine Munition mehr hatten. Es drohte ein Häuserkampf. Doch auf das Bitten des Bürgermeisters wird verhandelt und gegen um zwei Uhr die Stadt übergeben. Doch damit war die Schlacht nicht beendet. Die Schlacht wurde südlich von Weißenburg, auf dem Geisberg entschieden, die Hauptstellung von General Douay mit vier Bataillonen. Die preußischen Kanonen feuerten schon seit dem Morgen auch auf den Geisberg.

General Douay war tödlich getroffen

Das XI. preußische Armeekorps war um 4 Uhr von Rohrbach aus aufgebrochen und bei Schlachtbeginn bereits in Scheithal eingetroffen. Erste Gefechte am Geisberg gab es bereits ab 10.30 Uhr, gegen 11 Uhr marschierten drei preußische Regimenter von Osten auf den Geisberg zu, wurden aber aus Obstgärten und Hopfenplantagen mit heftigem Feuer aus den französischen Chassepots empfangen. Die französischen Gewehre waren den Deutschen in Reichweite und Schnelligkeit überlegen. Aber gegen Mittag kamen von Altenburg weitere preußische Truppen von Norden auf den Geisberg zu. Da waren die wenigen französischen Geschütze bereits in Sicherheit gebracht und auch General Douay war tödlich getroffen.

Bild von Anton von Werner: Kronprinz Friedrich Wilhelm an der Leiche von General Abel Douay nach der Schlacht bei Weißenburg | Foto: wikimedia commons
  • Bild von Anton von Werner: Kronprinz Friedrich Wilhelm an der Leiche von General Abel Douay nach der Schlacht bei Weißenburg
  • Foto: wikimedia commons
  • hochgeladen von Roland Kohls

Unter Trommeln, die Fahne voran liefen die preußischen Soldaten gradewegs dem Feuer der Chassepots entgegen, während die Kanonen über ihre Köpfe hinweg die feindlichen Stellungen beschossen. Endlich rückten die Königsgrenadiere an und vertrieben die Franzosen aus den Hopfenplantagen, ein Großteil wird versprengt, aber 400 Mann retten sich in das Schloss Geisberg.

Tote liegen um Schloss Geisberg

Vollkommen sinnlos stürmten die Preußen auf die Mauern zu und sterben massenhaft im Gewehrfeuer der im Schloss verschanzten Franzosen. Um das Schloss herum lagen bald überall Tote und Verletzte. Erst die herangeschaffte Artillerie zwingen die Verteidiger in die Keller. Gegen 2 Uhr hatten die 200 übrig gebliebenen Franzosen keine Patronen mehr und ergaben sich der Übermacht von sieben preußischen Bataillonen. Von den 5.000 Franzosen waren in der Schlacht bei Weißenburg nach Baumann insgesamt 1.100 gefallen oder verwundet worden sowie 1.000 in Gefangenschaft geraten. Von den 30.000 deutschen Soldaten starben rund 1.700 oder wurden verwundet, so Baumann.
Militärisch wäre eine Umgehung der französischen Truppen sinnvoller gewesen, sind sich die Militärhistoriker einig, sie wären vom Rest des Landes und der Versorgung abgeschnitten gewesen und sowohl Weißenburg wie die Bataillone auf dem Geisberg hätten sich ergeben müssen. Aber die Kunde vom ersten deutschen Sieg begeisterte die Menschen in der Südpfalz wie in ganz Deutschland. Noch verheerender war zwei Tage später die Schlacht bei Wörth, die ebenso unsinnig war und in der Deutschland über 10.000 Soldaten verlor und die Franzosen etwa 8.000 Tote und Verwundete zu beklagen hatten. rk

Krieg der Deutschen Einheit

5. Königlich Bayerisches Infanterie-Regiments bei der Schlacht von Weißenburg | Foto: wikimedia commons
Bild von Anton von Werner: Kronprinz Friedrich Wilhelm an der Leiche von General Abel Douay nach der Schlacht bei Weißenburg | Foto: wikimedia commons
Autor:

Dehäm Magazin aus Ludwigshafen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

11 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

LokalesAnzeige
Job für Bauingenieure in Landau und Neustadt: Bauherrenberater werden ist der Weg hin zu einem sinnstiftendem Job im direkten Kontakt mit wertschätzenden privaten Bauherren | Foto: Robert Kneschke / stock.adobe.com
3 Bilder

Job für Bauingenieure, Bautechniker in Landau und Neustadt: Bauherrenberater werden

Job für Bauingenieure, Architekten, Bautechniker in Rheinland-Pfalz. Der Verband Privater Bauherren (VPB), der älteste und renommierteste Beraterverband für Hausbesitzer, Käufer und Bauherren in Deutschland, sucht ab sofort neue Bauherrenberater. Der VPB weitet derzeit sein beratendes Netzwerk aus. Daher stellt er im Raum Ludwigshafen, Mannheim, Heidelberg, Karlsruhe, Saarland, Kaiserslautern geeignete Fachleute ein, die Interesse haben Baulaien beratend zu den Themen Bauen, Kaufen,...

Ausgehen & GenießenAnzeige
Die teilnehmenden Gastronomen und Winzer bieten ein abwechslungsreiches 3-Gänge Menü mit begleitenden Weinen an verschiedenen Standorten.  | Foto: Gianni Caretta / Tourist-Info St. Martin
3 Bilder

St. Martin Gastronomie: Mademer Überraschungsmenü ausverkauft

St. Martin Gastronomie. Am Samstag, 6. April 2024 können Genussliebhaber die Pfälzer Gastronomievielfalt in Sankt Martin im Rahmen eines Mademer Überraschungsmenüs zur 875 Jahr Feier erleben! Zum ersten Mal laden die St. Martiner Gastronomen und Winzer zu jeweils drei Gängen in drei verschiedenen St. Martiner Restaurants ein.  In den zehn teilnehmenden Restaurants mit acht Partnerweingütern werden jeweils Vorspeise, Hauptgang und Dessert serviert mit passender regionaler Weinbegleitung. Ein...

LokalesAnzeige
Schönheitspraxis Khana Care in Landau: Mit minimalinvasiven Behandlungen das innere Strahlen nach außen bringen | Foto: ZoomTeam/stock.adobe.com
6 Bilder

Ästhetische Medizin: Schönheitspraxis Khana Care in Landau

Ästhetische Medizin Landau. Wer sich in seiner Haut wohl fühlt, wirkt selbstbewusst und ist zufriedener. Eine Schönheitsbehandlung ist daher viel mehr als nur Anti-Aging - es geht um Selbstfürsorge und Achtsamkeit für den eigenen Körper, angefangen im Gesicht. Die Schönheitspraxis Khana Care in Landau berät Patientinnen und Patienten individuell, kompetent, seriös und mit jahrelanger Erfahrung zu ästhetischen Behandlungsmöglichkeiten und lässt dabei medizinische Gesichtspunkte nicht außer Acht....

Wirtschaft & HandelAnzeige
Bei einem chronischen Tinnitus: Als Therapie ist möglich, sich von Hörsysteme Bierle & Griesch ein Hörgerät anpassen zu lassen. Durch den ausgeglichenen Hörverlust hört der Betroffene wieder viel besser und der Tinnitus wird beruhigt. | Foto: Hörsysteme Bierle & Griesch
7 Bilder

Tinnitus: Was tun bei Rauschen im Ohr?

Landau. Rauschen und Pfeifen im Ohr lässt aufhorchen und Betroffene schnell an einen Tinnitus denken. Über Ursachen und Behandlung: Der erste Weg führt ihn bei Ohrgeräuschen meist zu einem Hals-Nasen-Ohrenarzt oder zum Hausarzt. Der Arzt klärt in kurzer Zeit mit Untersuchungen ab, ob es sich um einen objektiven Tinnitus oder um einen subjektiven Tinnitus handelt. Tinnitus: Mögliche Ursachen für Ohrgeräusche Bei einem objektiven Tinnitus kann der HNO-Arzt die Ursache beheben und das lästige...

Online-Prospekte aus Bad Bergzabern und Umgebung



add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.